Mein Tag startet durchschnittlich gegen 7.00 Uhr. Wenn der Schultag geschafft ist, geht es für mich noch lange weiter. Während andere Hausaufgaben machen, bin ich sechsmal die Woche auf dem Weg zum Paddeln in den Hafen oder zum Fühlinger See in Köln, wo wir mehrere Stunden trainieren.
Paddeleinheiten, Krafttraining oder eine Runde Laufen gehören zu meinem Nachmittagsprogramm. Bei Wind und Wetter bin ich draußen im Kajak, oft in Gesellschaft meines Bruders, der auch Schüler am Nelly war – muss wohl alles in der Familie liegen. Während andere dann ihren Abend genießen, stehen bei mir ja noch die Rückfahrt nach Hause und die Hausaufgaben an, teilweise bis Mitternacht. Bahnfahrten werden zum Lernen genutzt und Trainingseinheiten manchmal zum Abschalten gebraucht.
Doch ihr wolltet ja wissen, wie man oft schulfrei bekommt: erfolgreich sein.
Dieses Jahr bin ich dreimal Deutscher Meister, zweimal Vizemeister geworden und habe mich für die Olympic Hope Games in Polen qualifiziert. Dort bin ich gegen Sportler aus 42 Ländern angetreten und habe tatsächlich gewonnen – schnellster Kanute auf der Welt in meiner Altersklasse.
Wirklich schulfrei ist es jedoch nicht, da ich natürlich alles nachholen und alleine erarbeiten muss, was ich in den Wochen der Regatten und Trainingslager verpasse, im Gegensatz zu denen, die zum Sportinternat in Essen gehen.
Dass das alles für mich möglich war und ist, verdanke ich nicht nur einer Familie, die hinter mir steht, sondern auch einer Schule mit Schulleiter und Lehrer*innen, die Verständnis haben und Interesse zeigen. Abitur und Leistungssport schließen sich auch am Nelly nicht aus.
Euer Lukas Drossart