Liebe Leser, ich bin der alte Koffer von Nelly Sachs und möchte euch ihre Geschichte erzählen. Nelly Sachs wurde am 10. Dezember 1891 in Berlin geboren. Sie war ein Einzelkind und hatte jüdische Eltern.
1930 starb Nellys Vater. Als Hitler 1933 an die Macht kam, begann auch eine schwere Zeit für Nelly Sachs und ihre Familie. Als Juden wurden sie und ihr Familie von den Nazis verfolgt. Diese Verfolgung der Juden wurde in den nächsten Jahren immer schlimmer. Kurze Zeit später reiste eine Freundin Nellys, die keine Jüdin war, nach Schweden.
Da sie von den Problemen ihrer Freundin Nelly wusste, schrieb sie einen Brief an die schwedische Regierung und fragte darin, ob ihre Freundin mit ihrer Mutter nach Schweden kommen dürfte.
Da die schwedische Regierung nichts dagegen hatte, schrieben sie Nelly ein Visum, das sie am selben Tag, wie den Befehl für den Abtransport bekam. Nelly war erleichtert, dass sie nicht in ein Konzentrationslager gebracht wurde. Noch am selben Tag packte Nellys Mutter mich mit dicken Pullovern, dicken Hosen, warmen Socken und mit festen Schuhen voll. Ein kleines Eckchen war noch frei, in das Nelly ihre Schreibmaschine steckt.
Am 16. Mai 1940 kamen sie und ihre Mutter Margarete mit dem Flugzeug aus Berlin in Stockholm an. Wir lebten während des Krieges und danach in Schweden. 1960 bekam Nelly Sachs den Meersburger Droste-Preis, 1965 als erste Frau den Friedenspreis des Deutsche Buchhandels und 1966 als erste und bisher einzige deutsche Dichterin den berühmten Nobelpreis für Literatur. 1960 brach sie seelisch zusammen, als die Vergangenheit die fast Siebzigjährige wieder einmal nach Deutschland getrieben hatte.
Lange Zeit musste sie im Sanatorium verbringen. Trotz ihrer Krankheit und einer sehr belastenden Therapie schrieb sie weiter ihre Gedichte über das schwere Schicksal der Juden, wie z.B. Fahrt ins Staublose, Noch feiert der Tod das Leben oder Die Suchende und glühende Rätsel.
Am 12. Mai 1970 starb Nelly Sachs in Stockholm.
Bildquelle: https://rundfunk.evangelisch.de/kirche-im-radio/deutschlandradio-kultur/feiertag/wo-alle-naechte-sind-wie-ein-feuriger-sinai-6686