Neuss · Große Emotionen, herzliche Umarmungen und ein Hauch Nostalgie bei strahlendem Sonnenschein in Neuss: Am Nelly-Sachs-Gymnasium traf sich nun ein Jahrgang nach 50 Jahren Abitur wieder.
„Ich kenne dich doch oder vielleicht doch nicht?“ solche und ähnliche Sätze waren am vergangenen Samstag mehrfach zu hören, als sich der Abiturjahrgang 1975 des Nelly-Sachs-Gymnasiums nach einem halben Jahrhundert zu einem großen Wiedersehen vor der Schule versammelte.
Es war ein ganz besonderer Anlass: 50 Jahre Abitur, ein goldenes Jubiläum, das nicht nur Erinnerungen weckte, sondern auch neue Kontakte knüpfte und alte Freundschaften aufleben ließ. Unter strahlend blauem Himmel fanden sich gegen 14 Uhr rund 40 ehemalige Schülerinnen vor dem altehrwürdigen Gebäude ein. Viele von ihnen waren dafür eigens aus anderen Bundesländern angereist. Mitgebracht hatten sie: Neugier, Freude und ein wenig Nervosität. Schließlich lagen fünf Jahrzehnte zwischen dem letzten Schultag und diesem Samstagnachmittag. „Wir waren ein reiner Mädchenjahrgang, damals am Nelly Sachs Gymnasium“, erinnert sich Tamara Bremshey, eine der Frauen, die das Jubiläumstreffen organisiert haben. „1975 haben 86 Mädchen Abitur gemacht. Heute sind wir umso glücklicher, dass über 40 von uns sich wiedersehen können. Zumal wir neun von ihnen, die schon gestorben sind, verloren haben.“
Ein besonderes Highlight des Treffens am Nachmittag war die offizielle Schulführung durch das heutige Nelly-Sachs-Gymnasium, das längst keine reine Mädchenschule mehr ist. Ermöglicht wurde der Rundgang durch die stellvertretende Schulleiterin Frau Floßdorf, die sich trotz vieler Anfragen die Zeit nahm, dieses besondere Jubiläum persönlich zu begleiten. „Zum goldenen Abitur öffnen wir gerne die Türen“, sagte Frau Floßdorf. „Es ist immer wieder bewegend zu sehen, mit welcher Wärme und Neugier Ehemalige auf ihre Schule zurückblicken.“
Staunend betraten die Frauen die renovierten Flure, blickten in moderne Klassenzimmer mit Smartboards und WLAN, eine Schulwelt, die mit den 70er Jahren kaum noch etwas gemein hat. Und doch waren da vertraute Ecken, bekannte Räume, alte Gerüche. Beim gemeinsamen Rundgang wurde auch der alten Lehrkräfte gedacht, die das damalige Schulleben prägten. Besonders Dr. Gernot Bock, Lehrer für Englisch und Französisch, wurde mehrfach mit einem Lächeln und manchen Anekdoten erwähnt. Auch Frau Feiser, bleibt vielen als prägende Figur in Erinnerung. „Wir haben damals wirklich viel gelernt, streng, aber fair“, so eine ehemalige Schülerin.
Nach dem Schulrundgang ging es weiter in den Neusser Drusushof, wo ab 15 Uhr bei Kaffee, Kuchen und später auch deftigeren Speisen kräftig auf das Wiedersehen angestoßen wurde. „Es war uns wichtig, auch einen gemütlichen Ort für Gespräche zu haben, ein bisschen wie damals auf dem Pausenhof, nur eben 50 Jahre später“, lacht Organisatorin Tamara Bremshey. Dort setzten sich die Gespräche fort: Wer wohnt wo? Wer hat wie viele Kinder oder Enkel? Wer ist beruflich welchen Weg gegangen? Und immer wieder staunende Blicke über Vertrautes und Überraschendes. „So viele unterschiedliche Lebensläufe und doch verbindet uns so viel“, so Bremshey. „Es war nicht ganz einfach, alle wiederzufinden, aber jede Mühe hat sich gelohnt“, betont Bremshey. Die Resonanz sei durchweg positiv gewesen. „Wir hatten alle große Lust, uns nach dieser langen Zeit endlich wieder zu sehen.“
Einige der Frauen hatten sich seit dem Abitur nie wieder getroffen. Umso größer war die Freude, aber auch das Schmunzeln über das ein oder andere vergessene Gesicht. „Manchmal musste ich dreimal hingucken, bevor es Klick gemacht hat“, gesteht eine Teilnehmerin. Viele der Teilnehmerinnen zeigten sich tief bewegt. „Es war nicht nur ein nostalgischer Rückblick“, resümiert Tamara Bremshey. „Es war ein echter Austausch, ein Stück Lebensgeschichte, das wieder lebendig geworden ist.“
Text- und Bildquelle: https://rp-online.de/nrw/staedte/neuss/neuss-abiturjahrgang-nelly-sachs-gymnasium-trifft-sich-nach-50-jahren_aid-127305677
Foto: Andreas Woitschützke