Holzheim/Pitești – Während seine Mitschüler beim Abiball des Nelly-Sachs-Gymnasiums feierten, paddelte Lukas Drossart in Rumänien zu einer Silbermedaille. Der 18-jährige Kanute von der Holzheimer Sportgemeinschaft hat sich in einem packenden Rennen bei der Junioren-Europameisterschaft im Kajak-Einer über 1000 Meter den Vize-Titel gesichert – und das nach einer Saison mit Höhen, Tiefen und Entbehrungen.
Anfang des Winters setzte sich der junge Ausdauersportler ein großes Ziel: Die Teilnahme an der Junioren-Weltmeisterschaft. Mit Belastungsumfängen von bis zu 21 Stunden pro Woche trainierte Drossart – oft im eisigen Deutschland, teilweise auch auf Lehrgängen in Portugal und der Türkei – während andere sich auf das Abitur konzentrierten. Die ersten beiden nationalen Qualifikationswettkämpfe ließen hoffen. Mit Platz Eins über 2000 Meter rückte er in die Top Ten der deutschen Junioren. Doch dann kamen die Schulterschmerzen, dann die Erkältung – und schließlich das Aus für die WM-Qualifikation.
„Das war hart“, erinnert sich Lukas. Statt Weltmeisterschaft hieß es: Neu fokussieren, weitermachen – und auf die Junioren-Europameisterschaft hinarbeiten. Und das tat er. Belohnt wurde sein Durchhaltevermögen mit der Nominierung für die Junioren-EM im rumänischen Pitești. Schon in den Vorläufen zeigte Lukas seine Klasse, sicherte sich im Einer-Kajak durch einen souveränen Vorlaufsieg den direkten Finaleinzug.
Während seine Familie ihn an diesem Wochenende bei der Zeugnisübergabe und beim Abiball vertraten und sein Bruder stellvertretend das Abiturzeugnis entgegennahm, stand Lukas am Samstagmorgen um 9:28 Uhr an der Startlinie des 1000 m A-Finals. Temperaturen um die 27 Grad, spiegelglattes Wasser – perfekte Bedingungen für ein spannendes Rennen. Und das wurde es.
Nach einem kontrollierten Start arbeitete sich Lukas Schlag für Schlag nach vorne. Bei 500 Metern noch auf Platz vier liegend, kämpfte er sich in der zweiten Rennhälfte bis auf den zweiten Rang vor. Die letzten 100 Meter verlangten ihm alles ab – Betonharte Unterarme, brennende Lungen, der Körper am Limit. Doch der Wille war stärker und so verteidigte er den zweiten Platz und holte Silber für Deutschland, die Holzheimer Sportgemeinschaft und sich selbst.
„Ich hätte mich wieder so entschieden“, sagt Lukas, mit Blick auf die Entbehrungen der verpassten Zeugnisübergabe und des Abiballs. Am Sonntag legte er im Vierer-Kajak mit Platz acht über 500 Meter nach. Ein sportliches Abenteuer, das zeigt: Manchmal ist der direkte Weg versperrt – und genau das macht den Erfolg umso wertvoller.





