„Nach dem Abi geh ich erst mal ins Ausland“ haben bestimmt schon einige von euch gehört oder selber gesagt. Auch für mich stand fest, dass ich nach meiner Zeit am Nelly nicht direkt studieren möchte.

„Nach dem Abi geh ich erst mal ins Ausland“ haben bestimmt schon einige von euch gehört oder selber gesagt. Auch für mich stand fest, dass ich nach meiner Zeit am Nelly nicht direkt studieren möchte. Besonders auch weil ich an diesem Punkt noch keinen blassen Schimmer hatte, welches Studium überhaupt das richtige für mich wäre. Die Wahl meines Reiseziels mag sich dabei jedoch etwas von dem der „typischen“ Auslandsgänger da draußen leicht unterscheiden. Da mich schon immer besonders, die Kultur und die Landschaft Afrikas interessierten und ich eher nach einem festen Platz zum bleiben als einem willkürlichem „Work&Travel“ Erlebnis suchte, entschied ich mich für ein Projekt in Südafrika, wo ich die nächsten sechs Monate verbringen sollte. Mittlerweile arbeite ich schon seit über fünf Monaten in dem Kinderheim „iKhethelo“ an der Südküste Südafrikas.

Oft fragen mich Leute wie sehr sich mein Alltag hier zu dem in Deutschland unterscheidet und ob ich einen krassen Kulturschock hatte als ich hier ankam. Letzteres kann ich nicht wirklich behaupten da man sich durch die Nähe zu den Kindern und den umgebenden Townships schnell einlebt. Auch bei der für Afrika typisch lockeren Einstellung zum Konzept von Zeit kann ich nicht sagen mich wirklich schwer damit getan zu haben, da ich sowieso noch nie das beste Beispiel war, wenn es um Pünktlichkeit ging (Grüße hier besonders an meinen Mathe-GK Lehrer Herr Steinert). Was mir trotzdem besonders schwer fiel ist die Abhängigkeit von Autos hier, da Busse oder gar Züge keineswegs so gut vernetzt, geschweige denn sicher sind wie bei uns Zuhause. Mein Arbeitsplatz liegt mit dem Auto circa 45 min nördlich Durbans, der drittgrößten Metropole Südafrikas, im sogenannten „Valley of 1000 Hills“, zwischen den beiden Townships Embo und Kwanyuswa. Insgesamt leben hier momentan 48 Kinder im Dorf. Von zwei bis 19 Jahren ist dabei jedes Alter vertreten. Diese leben in sechs verschiedenen Häusern mit jeweils einer Hausmutter oder „Auntie“, wie sie von uns genannt werden. Die Freiwilligen wohnen in einer eigenen Wohnung in welcher ich mit zwei weiteren Deutschen und einem ehemaligen Bewohner des Dorfes zusammen lebe.

Mein Arbeitsalltag hier ist dabei sehr abwechslungsreich. Von Spenden sortieren im Morgen und Hausaufgaben Betreuung am Nachmittag, bis zum Abhalten von Fußballturnieren mit anderen umliegenden Kinderheimen, Besuch eines Wasserparks oder organisieren von Filmabenden. Besonders in den Schulferien brauchen die Kinder viel Beschäftigung – was bei konstanten Temperaturen um die 30°C bei einer Luftfeuchtigkeit von bis zu 80% nicht immer leicht ist. Trotz all dem liebe ich die Arbeit mit den Kindern hier. Allerdings sollte es jedem klar sein der Südafrika besucht, dass sich das Gefühl von Sicherheit und der damit verbundene Alltag, im Land mit der dritt höchsten Kriminalitätsrate der Welt, grundlegend von allem unterscheidet was wir von Zuhause gewohnt sind. Das Dorf wird von einem elektrischem Zaun, sowie ständig besetzten Wachhäusern umgeben. Geschichten von bewaffneten Überfällen sind hier keine Seltenheit und Nachts hört man manchmal Schüsse aus den umliegenden Townships. Insgesamt kann ich jedoch sagen, dass ich mir trotz allem keine bessere Zeit im Ausland hätte wünschen können.

Alle Erfahrungen und Bekanntschaften die ich hier gemacht habe, auch im Hinblick auf die Frage wie ich meine eigene Zukunft gestalten will, haben mich weiter gebracht. Auch meine generelle Ansicht vom Zusammenleben in unserer Welt und die Selbstverständlichkeit, die wir für vieles haben, hat sich durch den starken Kontrast zwischen Arm und Reich, den man hier jeden Tag auf`s Neue sieht, extrem verändert. Deshalb würde ich alle Erlebnisse hier gegen nichts eintauschen wollen und kann nur jedem empfehlen so etwas selber einmal erlebt zu haben.

Euer Ben Krause

Ben Krause

Abitur2019